Szintigraphie

Was ist Szintigraphie?

Definitionsgemäß handelt es sich bei der Szintigraphie um ein „nuklearmedizinisches Verfahren zur automatischen Messung und Registrierung der Aktivitätsverteilung injizierter gammastrahlender Radionuklide im Körper.“ In der Veterinärmedizin wird dieses Verfahren in der Orthopädie überwiegend als Knochenszintigraphie eingesetzt.
Dabei macht man sich zu Nutze, dass die meisten krankhaften Prozesse am Knochen (z. B. entzündliche oder degenerative Gelenkerkrankungen, Frakturen, Fissuren) zu einem stark gesteigerten Knochenstoffwechsel führen. Mit Hilfe der szintigraphischen Untersuchung ist es möglich, den Knochenstoffwechsel darzustellen und Abweichungen vom Normalzustand zu erkennen, bevor sie zu Änderungen der Knochenstruktur geführt haben und dadurch im Röntgenbild sichtbar sind. Andererseits ist durch die Szintigraphie erkennbar, welche röntgenologisch dargestellten Veränderungen momentan „aktiv“ sind und Schmerzen verursachen.

Welche Erkrankungen kann man gut mit der Szintigraphie diagnostizieren?

Die Knochenszintigraphie ist eine empfindliche Methode zur Früherkennung von gesteigertem Knochenumbau und von Knochenzubildungen. Erkannt werden dabei unter anderem:

  • Frakturen
  • Degenerative Gelenkserkrankungen
  • Knochenhautreaktionen
  • Muskelerkrankungen
  • Zahnerkrankungen und Zahnfachentzündungen
  • Nasennebenhöhleninfektionen u.s.w.

Für welche Pferde eignet sich die Szintigraphie daher gut?

  • Pferde mit akuten Lahmheiten ohne eindeutige Hinweise auf die Lahmheitsursache
  • Pferde mit Lahmheiten an mehreren Beinen
  • Pferde mit nicht eindeutigen röntgenologischen Befunden
  • Pferde mit nicht eindeutigen Ergebnissen der Lokalanästhesien
  • Pferde mit Rittigkeitsproblemen
  • zur Rückendiagnostik
  • Pferde mit geringgradigen Lahmheiten, bei denen keine Anästhesien durchgeführt werden können
  • Pferde bei denen aufgrund eines nervösen Charakters keine Leitungsanästhesien durchgeführt werden können
  • zur Identifizierung entzündeter Zahnfächer

Wie funktioniert die Szintigraphie?

Für die Untersuchung wird Ihrem Pferd eine radioaktiv markierte Substanz intravenös gespritzt. Über das Blut wird der Stoff (Technetium) im Körper verteilt und selektiv in das Knochengewebe eingebaut. Die Knochenszintigraphie beginnt etwa zwei Stunden nach der Injektion der radioaktiven Substanz, da zu diesem Zeitpunkt die Anreicherung im Knochengewebe abgeschlossen ist und sich kein freies Technetium mehr im Blut und Weichteilgewebe befindet.

Die vom Technetium abgegebene Strahlung wird mit Hilfe einer Gammakamera aufgenommen und auf einem Computermonitor als Bild dargestellt. Erkrankte Bereiche mit gesteigertem Knochenstoffwechsel führen zu einer vermehrten Anreicherung der radioaktiven Substanz und sind deutlich von gesunden Gebieten zu unterscheiden.

Wie ist der Ablauf einer Szintigraphie in unserer Klinik?

Der Patient wird am Tag vor der Untersuchung in die nuklearmedizinische Abteilung der Tierklinik Isernhagen eingeliefert und bekommt am Morgen darauf die intravenöse Injektion mit der radioaktiven Substanz. Vor der szintigraphischen Untersuchung müssen zur vollständigen Bilddarstellung der Beschlag an den Vorderbeinen entfernt werden. Zwei bis vier Stunden nach der Injektion wird die szintigraphische Untersuchung durchgeführt. Dabei wird die Gammakamera mit einem Durchmesser von 45 x 60 Zentimeter direkt an die zu untersuchenden Körperteile positioniert. Die Kamera zählt die vom Knochen ausgehende Gamma-Strahlung. Zum Aufbau eines szintigraphischen Bildes benötigt die Kamera 90 Sekunden. Während dieser Zeit sollte das Pferd völlig ruhig stehen, sodass eine Sedation notwendig ist. Die szintigraphischen Bilder des ganzen Körpers werden nacheinander erstellt und abgespeichert. Die gesamte Untersuchung dauert ungefähr eine bis eineinhalb Stunden. Danach wird das Pferd wieder in eine der Szinti-Boxen gestellt. Die weitere Auswertung der Bilder erfolgt mittels modernster Software im Anschluss an die Untersuchung.

Muss das Pferd in Vollnarkose gelegt werden?

Nein; durch ein entsprechendes Stativ, an dem die Gammakamera aufgehängt ist, kann diese um das Pferd geführt werden. Auch Rückenaufnahmen sind am stehenden Pferd möglich. Somit ist eine Vollnarkose nicht notwendig.

Ist die radioaktive Substanz für das Pferd belastend?

In der Nuklearmedizin werden radioaktive Substanzen sowohl zur Diagnostik (Szintigraphie) als auch zur Therapie (Tumorbehandlung) eingesetzt. Dabei beträgt die Belastung für das Tier bei der Szintigraphie nur einen Bruchteil im Vergleich zur Tumorbehandlung. Dieses liegt einerseits daran, dass wir mit einer hoch sensiblen Gammakamera arbeiten, die nur wenige sogenannte „counts“ zum Aufbau eines Bildes benötigt, sodass die Radioaktivität der applizierten Substanz reduziert werden kann. Weiterhin durchdringen die bei der Szintigraphie verwendeten Gamma-Strahler das tierische Gewebe, ohne mit diesem in Wechselwirkung zu treten. Dieses bedeutet, dass die Strahlen das Gewebe auch weniger belasten und für das Tier ungefährlich sind.

Gibt es eine Strahlenbelastung für den Besitzer durch das szintigraphierte Pferd?

Diese Frage kann mit nein beantwortet werden. Das Pferd muss nach der Untersuchung zwei Tage auf der Szinti-Station bleiben. Während dieser Zeit werden die radioaktiven Stoffe ausgeschieden und zerfallen zu nicht radioaktiven Substanzen. Ein Besuch durch die Besitzer ist innerhalb dieses Zeitraumes nicht möglich. Die Pflege erfolgt durch unser speziell geschultes Personal. Nach Ablauf dieser zwei Tage liegt aufgrund der geringen Halbwertzeit von Technetium keine erhöhte Radioaktivität mehr vor.